Biographie
10. August 1878: Alfred Döblin wird in Stettin als viertes von fünf Kindern des Schneidermeisters Max Döblin (1846 - 1921) und seiner Frau Sophie (geborene Freudenheim, 1844 - 1920) geboren
1888: Döblins Vater verlässt die Familie; die Mutter zieht mit den Kindern nach Berlin
1891 - 1900: Köllnisches Gymnasium in Berlin; 1896 Entstehung des ersten größeren Prosatextes mit dem Titel ›Modern. Ein Bild aus der Gegenwart‹
um 1900: Entstehung des ersten Romans mit dem Titel ›Jagende Rosse‹
1900 - 1905: Medizinstudium in Berlin und Freiburg i. Br.; parallel dazu Besuch philosophischer Lehrveranstaltungen; Freundschaft mit Herwarth Walden und Else Lasker-Schüler; 1902/03 Entstehung der Erzählung ›Die Ermordung einer Butterblume‹ und des Romans ›Worte und Zufälle‹ (erst 1919 unter dem Titel ›Der schwarze Vorhang‹ veröffentlicht)
1905: Promotion in Freiburg; Assistenzarzt an der Kreisirrenanstalt Karthaus-Prüll in Regensburg
1906 - 1908: Assistenzarzt an der Irrenanstalt der Stadt Berlin in Buch; Beginn einer langjährigen Beziehung zu der Krankenschwester Frieda Kunke (1891 - 1918); Publikationen in medizinischen Fachzeitschriften
1908 - 1911: Assistenzarzt am Städtischen Krankenhaus Am Urban in Berlin; dort lernt Döblin seine spätere Ehefrau, die Medizinstudentin Erna Reiss (1888 - 1957), kennen; Wohnung im Gertraudenstift am Spittelmarkt
1910: Mitgründung der Zeitschrift Der Sturm
1911: Kassenpraxis und Wohnung in der Blücherstraße 18 (praktischer Arzt und Geburtshelfer, später Nervenarzt und Internist); Verlobung mit Erna Reiss; Geburt von Döblins und Frieda Kunkes Sohn Bodo Kunke in Berlin; Nachtwachen auf der Unfallstation
1912: Heirat mit Erna Reiss; Geburt des ersten gemeinsamen Sohnes Peter; Austritt aus der jüdischen Gemeinde; häufige Treffen mit Ernst Ludwig Kirchner
1914: Ausbruch des Ersten Weltkrieges; Entstehung des Romans ›Wadzeks Kampf mit der Dampfturbine‹; Döblin wird Autor bei Samuel Fischer (bis 1933)
1915: Militärarzt in Saargemünd bis 1917; Wohnung in der Neunkircherstr. 19; Geburt des Sohnes Wolfgang in Berlin
1916: Fontane-Preis für den Roman ›Die drei Sprünge des Wang-lun‹; Entstehung des Romans ›Wallenstein‹
1917: Geburt des Sohnes Klaus in Saargemünd; Typhuserkrankung
1918: Kriegsende und Revolution in Hagenau/Elsaß; im November Rückkehr nach Berlin
1919: Wohnung und Kassenpraxis in der Frankfurter Allee 340 (bis 1931); politische und zeitgeistkritische Glossen unter dem Pseudonym »Linke Poot« in der Neuen Rundschau
1921: Erste Begegnung mit der Fotografin Yolla Niclas (1900 - 1977); Beginn der Arbeit an ›Berge Meere und Giganten‹
1921 - 1924: Berliner Theaterreferat für das Prager Tagblatt
1923: Als Vertrauensmann der Kleiststiftung verleiht Döblin den Kleistpreis an Wilhelm Lehmann und Robert Musil, Entstehung der Erzählung ›Die beiden Freundinnen und ihr Giftmord‹
1924: Vorsitzender des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller, gemeinsam aktiv mit Theodor Heuss; von September bis November Reise durch Polen
1925: Beteiligung an der »Gruppe 1925«, einem losen Zusammenschluss linksliberaler und kommunistischer Autoren; Begegnung u. a. mit Bertolt Brecht
1926: Festvortrag zum 70. Geburtstag Sigmund Freuds; nach Inkrafttreten des »Schund- und Schmutzgesetzes« Distanzierung von der SPD; Geburt des jüngsten Sohnes Stefan
1927: Die epische Dichtung ›Manas‹ wird von Robert Musil enthusiastisch besprochen
1928: Wahl in die Sektion für Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste; Vortrag ›Schriftstellerei und Dichtung‹; Festgabe des S. Fischer Verlages zu Döblins 50. Geburtstag: ›Alfred Döblin. Im Buch – Zu Haus – Auf der Straße‹; Döblin in der Berliner »Funkstunde«; Vortrag ›Der Bau des epischen Werks‹ im Auditorium Maximum der Berliner Universität
1929: Der Großstadtroman ›Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf‹ erscheint und wird ein großer Erfolg
1930: Votum für die Verleihung des Frankfurter Goethe-Preises an Sigmund Freud; Hörspielbearbeitung von ›Berlin Alexanderplatz‹; Uraufführung des Stücks ›Die Ehe‹ in München im November
1931: Im Januar Umzug in den Westen Berlins, an den Kaiserdamm 28; Vortragsreise durch das Rheinland; ab Mai »Donnerstagsrunde« in Döblins Wohnung; Mitwirkung am Drehbuch für die Verfilmung von ›Berlin Alexanderplatz‹; Döblin und Heinrich Mann erstellen ein Lesebuch für Schulen in Preußen (verschollen); Rede in der Berliner Sezession
1932: Vortragsreise in Deutschland und der Schweiz; Besuch bei dem Psychiater Binswanger in Kreuzlingen und bei Kirchner in Davos; Beginn der Arbeit an dem Roman ›Babylonische Wandrung oder Hochmut kommt vor dem Fall‹
28. Februar 1933: Flucht in die Schweiz, die Familie folgt nach Zürich; Döblin kann nicht mehr als Arzt praktizieren; Austritt aus der Preußischen Akademie der Künste; im Mai fallen seine Werke der Bücherverbrennung anheim; im September Übersiedelung nach Paris
1933 - 1940: Exil in Frankreich; in den ersten Jahren Mitarbeit in jüdischen Organisationen, Döblin lernt jiddisch; 1936 erhält er die französische Staatsbürgerschaft
1934: Wohnung 5 Square Henri Delormel in Paris (bis 1939); Beginn der Niederschrift des autobiografisch fundierten Berlin-Romans ›Pardon wird nicht gegeben‹
1935: Sohn Peter wandert in die USA aus
1939: Teilnahme Döblins am Kongress des Internationalen PEN-Clubs in New York; nach Kriegsausbruch Mitarbeit im Pariser Informationsministerium an dessen Propaganda gegen Nazideutschland; Wolfgang und Klaus Döblin als französische Soldaten an der Front
1940: Flucht durch Frankreich und Spanien, Überfahrt von Lissabon nach Amerika im September; vom Freitod des Sohnes Wolfgang, der sich am 21. Juni in Housseras/Vogesen das Leben nimmt, um nicht in deutsche Kriegsgefangenschaft zu geraten, erfahren die Eltern erst im März 1945
1940 - 1945: Döblin lebt mit Frau und Sohn Stefan in Hollywood und arbeitet für ein Jahr als Scriptwriter für Metro-Goldwyn-Meyer, danach Arbeitslosenunterstützung, schließlich Zuwendungen aus dem Writers Fund; ›November 1918‹ wird abgeschlossen
1941: Alfred, Erna und Stefan Döblin lassen sich in der Blessed Sacrament Church in Hollywood taufen; Wohnung 1347 North-Circus Avenue (bis 1945)
1943: Festrede Heinrich Manns zu Döblins 65. Geburtstag in Santa Monica, Lesungen aus Döblins Werken, Döblin deutet in einer nicht überlieferten Dankesrede seine religiöse Entwicklung an und stößt damit bei vielen Gästen auf Unverständnis
1945: Im Oktober Rückkehr nach Paris, Unterkunft bei dem Germanisten Ernest Tonnelat
9. November 1945: Fahrt über Straßburg nach Baden-Baden, dem Sitz der Militärregierung der französischen Besatzungszone; als französischer Kulturoffizier begutachtet Döblin zum Druck vorgelegte Manuskripte; Unterkunft zunächst allein in der Pension Bischoff, Römerplatz 2
1946: Ende Juni Wohnung in der Schwarzwaldstraße 6 in Baden-Baden mit seiner Frau; Gründung der Zeitschrift Das Goldene Tor, deren Schriftleitung er bis zur Einstellung 1951 innehat; verstreute Veröffentlichung einiger im Exil entstandener Werke; im Oktober Beginn der Sendereihe »Kritik der Zeit« im Südwestfunk; Abschluss des Romans ›Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende‹
1947: Im Juli erster Berlin-Besuch nach 1933, Vortrag ›Unsere Sorge der Mensch‹ in Berlin-Charlottenburg (auch in Freiburg, Frankfurt, Göttingen); Rede beim Empfang des Schutzverbandes Deutscher Autoren; Döblin gründet den Verband südwestdeutscher Autoren in Lahr
1948: Im Januar zweiter Berlin-Besuch; die Festschrift ›Alfred Döblin zum 70. Geburtstag‹ erscheint im Limes Verlag
1949: Mitgründung der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz; im September Ehrengast beim Kongress des Internationalen PEN-Clubs in Venedig; mit der französischen Kulturbehörde Umzug nach Mainz-Gonsenheim, Centre Mangin, Wohnung in der Philippschanze 14; Döblins Bericht über die Emigration erscheint unter dem Titel ›Schicksalsreise‹
1950: Verschlechterung des Gesundheitszustandes; Abschluss der Erzählung ›Die Pilgerin Aetheria‹; Vortrag ›Die Dichtung, die Natur und ihre Rolle‹ in der Mainzer Akademie
1951: Begründung der Akademie-Reihe »Verschollene und Vergessene«, Auswahl mit Werken von Arno Holz
1952: Ende September Herzinfarkt, bis Januar 1953 im Mainzer Hildegardishospital; von einer französischen Abfindung und Überweisung des Entschädigungsamtes Berlin Kauf einer kleinen Wohnung in Paris, 31 Boulevard de Grenelle; Beginn der autobiographischen Aufzeichnungen ›Journal 1952/53‹
1953: Umzug nach Paris am 29. April; im Juli Wahl zum Ehrenmitglied der Mainzer Akademie
1954: Verschlimmerung der Parkinson-Krankheit, Aufenthalt in verschiedenen Kliniken und Sanatorien in Baden; Großer Literaturpreis der Mainzer Akademie
1955: Mai bis Juni stationär im Freiburger Uni-Klinikum, dort Feier seines 50-jährigen Doktorjubiläums, Juni bis September Kurhaus Höchenschwand; Rückkehr nach Paris
1956: Im März Aufnahme im Sanatorium Wiesneck, Buchenbach bei Freiburg
26. Juni 1957: Tod Döblins im Landeskrankenhaus Emmendingen; am 27. Juni wird ihm posthum der Literaturpreis der Bayerischen Akademie der schönen Künste verliehen; am 28. Juni wird er in Frankreich im engsten Familien- und Freundeskreis auf dem Friedhof von Housseras neben seinem Sohn Wolfgang beigesetzt. Freitod Erna Döblins am 15. September in Paris; sie wird ebenfalls in Housseras beigesetzt