Lesung und Gespräch

Gespräche über Männlichkeit mit Josef Haslinger und Toni Tholen

Nachdenken über Männlichkeit hat eine lange, feministische Tradition. Lange war der Diskurs von Frauen dominiert. Jetzt reflektieren auch immer mehr Männer öffentlich über ihre eigenen Beobachtungen in Bezug auf Wandel und Persistenz von Männlichkeit in der Gesellschaft. Mittlerweile ist das Thema auch in der Literatur sehr präsent.

  • Hildesheim
  • 30.10.2024
  • 18:30 Uhr
  • 10,00 € (regulär), 5,00 € (ermäßigt)

Der Literaturwissenschaftler und Männlichkeitsforscher Prof. Dr. Toni Tholen kommt mit schreibenden Männern ins Gespräch über ihre Bücher, aber auch über eigene Erfahrungen und gesellschaftlich-kulturelle Beobachtungen, die sie als geschlechtersensibilisierte Männer machen.

In ihrer dritten Ausgabe ist Josef Haslinger zu Gast. 1955 in Zwettl/Niederösterreich geboren, lehrte er 25 Jahre lang - bis 2021 - als Professor für literarische Ästhetik am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Seine bekanntesten Werke sind sein 1995 erschienenen Roman „Opernball“ und die literarische Aufarbeitung der Erlebnisse seiner Familie während des Tsunamis „Phi Phi Island“ (2007). Haslinger erhielt zahlreiche Preise, Förderungen und Stipendien für sein Schaffen. Heute lebt er in Wien.

In seinem letzten Buch „Mein Fall“ (2020 bei S. Fischer) nimmt das Thema sexualisierte Gewalt in kirchlichen Einrichtungen in den Fokus. An seiner eigenen Biografie erzählt Haslinger, wie er als Zehnjähriger Schüler des Sängerknabenkonvikts Stift Zwettl wurde und dort von drei Geistlichen sexuell missbraucht wird. Er war religiös, sogar davon überzeugt, Priester werden zu wollen, er liebte die Kirche.
Ende Februar 2019 tritt Haslinger vor die Ombudsstelle der Erzdiözese Wien für Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche. Dreimal muss er seine Geschichte vor unterschiedlich besetzten Gremien erzählen. Bis der Protokollant ihn schließlich auffordert, die Geschichte doch bitte selbst aufzuschreiben.
„Mein Fall“ verwebt Erinnerungen aus der Vergangenheit mit Reflexionen in der Gegenwart. Das Buch erzählt die Geschichte eines tief traumatisierten Jungen, der sich als Erwachsener schrittweise anfängt selbst zuzuhören, nur um dann in den dafür vorgesehenen Einrichtungen auf taube Ohren zu stoßen.

In Kooperation mit dem Zentrum für Geschlechterforschung

Weitere Infos

Veranstaltungsort

Literaturhaus St. Jakobi
Jakobikirchgasse 1
31134 Hildesheim