Inhaltsverzeichnis der aktuellen Ausgabe
Editorial 5
Angelika Nguyen Das Foto 9
Julia Schoch Einige ungeordnete, mitunter widersprüchliche Gedanken zur Frage »Wer darf wie über die Vergangenheit schreiben?« 23
Uwe Kolbe Die Sogenannte. Die Ehemalige. Die Wahrheit 17
Dirk Oschmann Lesen im Leseland - a private Affair 21
Ines Geipel Ein Klondike der Texte 28
Thomas Wendrich Das Begrüßungsgeld 39
Ilko-Sascha Kowalczuk Uwe Johnsons Kinder 47
Ingo Schulze Schwierigkeiten mit dem Erzählen über die Vergangenheit 59
Przemyslaw Żuk Streber-Sozialismus 66
Ofer Waldman Zwischen Ödipus und Isaak 73
Jakob Hein Religiösität in der DDR 79
Nadja Küchenmeister Nach der Zukunft 87
Antje Rávik Strubel Krise und Frieden 96
Die Autor*innen 104
Die NEUE RUNDSCHAU im 133. Jahr
Herausgegeben von den Lektor*innen des S. Fischer Verlags
"Eine freie Bühne für das moderne Leben schlagen wir auf. Im Mittelpunkt unserer Bestrebungen soll die Kunst stehen; die neue Kunst, die die Wirklichkeit anschaut und das gegenwärtige Dasein." So stand es auf der ersten Seite des 1890 erschienenen ersten Hefts der Freien Bühne für modernes Leben. Die „neue Kunst", das meinte damals nicht zuletzt den Naturalismus, doch waren die Grenzen - ganz wie im Verlagsprogramm Samuel Fischers - nicht eng gezogen. Um die Abgrenzungen zwischen den Lagern sollte sich die Zeitschrift auch unter ihrem neuen Namen, den sie ab 1904 führte, recht wenig kümmern: Die Neue Rundschau wurde schnell zum arrivierten Forum moderner Literatur und Essayistik. Das lässt sich an den Namen der Beiträger ablesen, doch fast ebenso deutlich an dem Umstand, dass die avantgardistischen Bewegungen der Zwischenkriegszeit selten ohne Seitenhieb auf sie auskamen.
Nach 1945 entfielen die Anlässe zu solchen Scharmützeln; die Neue Rundschau hielt ihre Stellung als eine der großen europäischen Kulturzeitschriften. Blättert man in ihren Jahrgängen, sieht man sich einer beeindruckenden Tradition gegenüber, die es fortzusetzen gilt. Zu ihr gehört die Verbindung zwischen Essays und Literatur, zwischen theoretischen Reflexionen und Stücken poetischer Praxis, zwischen den Wissenschaften und den Künsten. Die Neue Rundschau versteht sich als ein Ort intellektueller Debatten, literarischer Neuentdeckungen und Wiedererinnerungen.