Hinter den Kulissen

fünf Wörter, ein Roman: »Der Klavierspieler vom Gare Du Nord«

»Die Töne folgen aufeinander, fließend, sanft und ruhig wie ein Fluss, und ich höre nur noch sie.« schreibt Gabriel Katz in »Der Klavierspieler vom Gare Du Nord«. Lektorin Isabel Kupski erklärt fünf Begriffe, die für Katz‘ Roman von Bedeutung sind.

Isabel Kupski Gabriel Katz
© Foto: Jelena Täuber

Musik
Musik ist die Sprache, die jeder versteht. Musik hat eine direkte Wirkung auf unsere Gefühle. Jeder von uns lebt mit Musik, es ist völlig egal, welche Musikart es ist, ob man Noten lesen kann oder ein Instrument spielt. Bestimmt kann jeder behaupten, dass etwas mit einem geschieht, wenn man Musik hört.

Banlieue (lat. bannum leucae, wörtlich Bannmeile) 
Seit den 1950er Jahren wurden Hochhaussiedlungen am Rande der größeren französischen Städte - Paris, Marseille, Lyon - gebaut. Dort fanden vor allem Industriearbeiter für die damalige Zeit komfortablen Wohnraum, der in den Zentren immer knapper und unbezahlbarer wurde. Im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs von ca. 1946 bis zur Ölkrise 1973/1974 wuchs die Bevölkerung in den Banlieues rapide an. Die ab Mitte der 1970er Jahre einsetzende Deindustrialisierung hatte eine Verarmung der Banlieues zur Folge. Die Vorstädte wurden zu Orten des sozialen Abstiegs, geprägt durch hohe Arbeitslosigkeit, besonders junger Menschen, sowie überproportional viele Einwanderer, viele davon illegal. Die Banlieues sind heute soziale Brennpunkte mit einer hohen Kriminalität.

Mathieu
Mathieu ist der 20jährige Held des Romans »Der Klavierspieler vom Gare du Nord«, er lebt in der Banlieue La Courneuve im Norden von Paris. Seine Mutter ist Polin, daher sein Nachname Malinski, an den Vater hat er keine Erinnerung. Mathieu hat keine Ausbildung und hängt mit seinen Freunden ab, aber er kann etwas, was nicht viele können, er spielt außergewöhnlich gut Klavier, er weiß allerdings nicht, was für ein großes Talent er ist. Bis Pierre, der Direktor des Pariser Konservatoriums, ihn entdeckt.

Rachmaninow
Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow (1873-1943) ist ein russischer Komponist, einer der letzten der Romantik. Das 2. Klavierkonzert op 18 in C-Moll hat Pierre, dem Direktor des Konservatoriums, in den schlimmsten Zeiten Halt gegeben. Mathieu soll es für den Klavierwettbewerb einüben, das bringt ihn an seine Grenzen, aber auch dazu, zu kapieren, wie wichtig Musik für ihn ist. Rachmaninow hat das Klavierkonzert komponiert, als er in einer schweren Lebenskrise steckte, es ist bis heute sein populärstes Klavierkonzert.

Ische
Umgangssprache für Mädchen oder junge Frau, leitet sich etymologisch aus dem Rotwelsch oder dem Jiddischen ab. Mathieus Freunde Driss und Kevin sprechen Argot, die französische Umgangssprache, was dem Roman seinen besonderen Witz verleiht.