Interviews

Clemens Meyer – Filmdreh

»Mein Ziel war klar: Mordkommission.« Clemens Meyer wollte einst Polizist werden und spielt die Rolle in der Verfilmung seines Romans ›Als wir träumten‹. Wir zeigen zwei exklusive Fotos von den Dreharbeiten und sprechen mit ihm über Film und Leben.

Schwarz-weiß Aufnahme Clemens Meyer
© PETER HARTWIG / www.kineofoto.de
Clemens Meyer in einer Polizeiuniform. Hättest Du Dir das träumen lassen? 

Tatsächlich beschäftigte mich einige Zeit, so mit 14, 15, der Gedanke, Polizist zu werden. Die kriminelle Natur des Menschen zu erforschen. Da hätte man auch einige Jahre uniformiert unterwegs sein müssen, aber mein Ziel war klar: Mordkomission, Abteilung organisierte Kriminalität, soetwas. Das wurde aber dann relativ schnell, in der Jugend, unmöglich.

Wie sehr bist Du in das Projekt involviert?

Ich war nur als eine Art Berater hin und wieder anwesend. Ansonsten galt die Devise: Lass die Meister machen (also Dresen und Drehbuchautor Kohlhaase). Ich kannte aber die jeweiligen Fassungen des Drehbuchs.

Was an der Verfilmung von ›Als wir träumten‹ überzeugt, freut, überrascht Dich am meisten?

Schwer zu sagen, da ich das fertige Resultat ja noch nicht kenne. Auf jeden Fall die Jungs. Diese Bande hat mich wirklich überzeugt. Als Polizist hätte ich sie am liebsten mit dem Gummiknüppel ordentlich verwammst.

Filmszene aus Als wir träumten bei der Polizei mit Jugendlichen auf einer Bank
PETER HARTWIG / www.kineofoto.de
Der Roman hat sehr filmische Passagen, die Todesszene des kleinen Walther ist von einem ähnlichen Moment in Sergio Leones ›Es war einmal in Amerika‹ inspiriert. Hattest Du beim Schreiben die Geschichte wie einen Film vor Augen?

Einige Szenen sind von ›Es war einmal in Amerika‹ beeinflusst, anderes von ›Meanstreets‹ von Scorsese. Manche Szene funktionieren schon sehr filmisch, da hatte ich die Bilder vor Augen, aber ich muss ja eine Sprache finden, die es 3D werden lässt. Es gibt ja auch die Kino-Hommage im Kapitel Palasttheater, wo sie die Winnetou-Filme sehen als Kinder, und dann in der Jugend sich in dem alten, zerstörten Kino wiedertreffen. Desillusioniert, in ihren Erinnerungen suchend, wie alt gewordene junge Männer. Traurig. Aber eben auch sehr poetisch, melancholisch, cinema paradiso.
 

Gehst Du gerne ins Kino? Welchen Film hast Du zuletzt gesehen?

Ja, natürlich. ›Berberian Sound Studio‹. Ein kleiner, bizarrer Film über einen verschrobenen Tonmeister, der in den 70ern nach Italien kommt, um dort für einen Horrorfilm die Geräuschsynchro zu machen. Wunderbar. Mit lauter seltsamen Figuren. Und unglaublichen Geräuschen, der Sound von Folterungen, Metzeleien, Morden wird mit diversen Obst- und Gemüseschlachten imitiert. Koproduzent übrigens unser Hans W. Geißendörfer.

Clemens Meyer

Clemens Meyer

Clemens Meyer, geboren 1977 in Halle / Saale, lebt in Leipzig. 2006 erschien sein Debütroman »Als wir träumten«, es folgten »Die Nacht, die Lichter. Stories« (2008), »Gewalten. Ein Tagebuch« (2010), der Roman »Im Stein« (2013), die Frankfurter Poetikvorlesungen »Der Untergang der Äkschn GmbH« (2016) und die Erzählungen »Die stillen Trabanten« (2017). Für sein Werk erhielt Clemens Meyer zahlreiche Preise, darunter den Preis der Leipziger Buchmesse. »Im Stein« stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis, wurde mit dem Bremer Literaturpreis ausgezeichnet. Sein Roman »Die Projektoren« wurde mit dem Bayerischen Buchpreis 2024 ausgezeichnet und stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2024. Für sein Gesamtwerk erhält Clemens Meyer den Lessing-Preis 2025 des Freistaates Sachsen.

Literaturpreise:
Lessing-Preis des Freistaates Sachsen 2025
Bayerischer Buchpreis 2024
Klopstock-Preis für neue Literatur 2020
Stadtschreiber von Bergen-Enkheim 2018/2019
Premio Salerno Libro d’Europa 2017
Finalist Premio Gregor von Rezzori 2017
Longlist Man Booker International Prize 2017
Mainzer Stadtschreiber 2016
Bremer Literaturpreis 2013
Shortlist Deutscher Buchpreis 2013
Stahl-Literaturpreis, 2010
TAGEWERK-Stipendium der Guntram und Irene Rinke-Stiftung, 2009
Preis der Leipziger Buchmesse 2008
Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg, 2007
Märkisches Stipendium für Literatur, 2007
Förderpreis zum Lessing-Preis des Freistaates Sachsen, 2007
Mara-Cassens-Preis, 2006
Rheingau-Literatur-Preis, 2006
Einladung zum Ingeborg Bachmann-Wettbewerb, 2006
Nominierung zum Preis der Leipziger Buchmesse, 2006
2. Platz MDR-Literaturwettbewerb, 2003
Literatur-Stipendium des Sächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, 2002
1. Platz MDR-Literaturwettbewerb, 2001