Charlotte Gneuß' Debutroman »Gittersee« (erscheint am 30.08.2023) wird am 23. November 2023 im Literaturhaus Frankfurt am Main mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung ausgezeichnet. Die Stiftung vergibt den Preis an junge Autor*innen, die an ihrem ersten umfangreichen Buchmanuskript arbeiten und eine besondere literarische Begabung erkennen lassen. Zu den Preisträger*innen gehören beispielsweise Martin Mosebach, Einar Schleef, Arnold Stadler, Zoë Jenny, Andreas Maier, Zsuzsa Bánk, Reinhard Kaiser-Mühlecker, Sasha Marianna Salzmann und Kim de l`Horizon.
Die Begründung der Jury, der in diesem Jahr der Fachkurator der Jürgen Ponto-Stiftung Hauke Hückstädt, die Autorin Lena Gorelik sowie die Literaturvermittlerin und Autorin Emily Grunert angehören:
„Charlotte Gneuß weist mühelos auf, die DDR ist noch nicht zu Ende erzählt. In einem Buchherbst beeindruckender Debüts ist Gittersee dasjenige, das aus der Geschichte von vorne auf uns zukommt. Die 1992 geborene Autorin zeigt mit wenigen Strichen tiefe Verflechtungen, gravierende Momente, auseinanderdriftende Miniaturen. Auf dem Spiel stehen die erste Liebe, große Fürsorge, Unschuld, Verrat und Treue. Gneuß, die ab sofort zu den Besten der jüngsten Generation deutschsprachiger Autor*innenschaft zu rechnen ist, beweist, die Geschichte lehrt, aber ihre Schüler belehren nicht. Das schwierige Feld aus Individualgeschichte, Staatsdoktrin und Freiheitswunsch erzählt Gneuß aus überraschender Perspektive. Die 16-jährige Karin durchlebt, was es bedeutet, innerhalb eines undurchsichtigen, bedrohlichen Systems seine Rolle zu finden. Gittersee ist dabei auch ein Ensemble-Roman und weist als solcher über das vermeintlich kleine graue Land hinaus. Die Summe der Prädikate dieses Debüts – Milieu-Instinkt, Tonfall, Verdichtung und der poetische Moment – ist Unruhe als Energie. Die Leben, die wir in Gittersee als Lesende streifen, lassen uns nicht mehr los. Der offene Ausgang des Buches und das unausgeschriebene Fortleben der Handelnden sind Cliffhanger in unsere destabilisierte Gegenwart. Der Wende-Roman ist untot. Es lebe der Vorwende-Roman!“
Wir gratulieren herzlich und freuen uns mit Charlotte Gneuß!