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Ein Brief von María Fasce

María Fasce, geboren in Buenos Aires, ist Autorin und Übersetzerin, sie leitet den Verlag Lumen in Madrid.

((Brief von María Fasce, Madrid, 11.4.2020)) 

 

Querido librero, querido lector, querido amigo,

Hoy, a las seis de la tarde, oí el canto de los pájaros. No sabía que se oía en la ciudad. Las calles estaban vacías de gente y de autos, el cielo en la ventana viraba hacia el lila (cuánto hacía que no miraba el cielo). Me tumbé en la cama a leer las últimas páginas del manuscrito de uno de mis autores preferidos y sonreí otra vez pensando que esa misma emoción sería la de todos los que lo leyeran este otoño. Leí también, por fin, dos relatos de un libro que hace meses tenía en mi mesilla. A las ocho, puntualmente, salí con mi hijo al balcón, para el aplauso de cada día. Me alarmé al no ver a la anciana del balcón de enfrente, hasta que se encendió la luz de su ventana y salió ella también, en su bata rosa. Por la calle avanzaban dos ancianos, a dos metros de distancia, conversando y deteniéndose cada tanto. Y atrás de ellos, a dos pasos también, se detenía un perro llevando a un hombre con mascarilla. Nunca me gustaron los perros pero ahora quisiera tener uno para salir a pasearlo cada día. En cambio, me sirvo una copa de vino, cocino, converso con mi hijo. No leo las noticias. Espero, el tiempo ha cobrado otra textura. Cuando todo acabe, tendremos que recordarla.

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Lieber Buchhändler, lieber Leser, lieber Freund, 

Heute um sechs Uhr nachmittags hörte ich den Gesang der Vögel. Ich wusste gar nicht, dass man sie in der Stadt hören kann. Die Straßen waren menschleer und ohne Autos, der Himmel im Fenster tönte sich lila (wie lange habe ich den Himmel nicht mehr angeschaut). Ich lag im Bett, um die letzten Manuskriptseiten eines meiner Lieblingsautoren zu lesen, und ich lächelte erneut beim Gedanken, dass alle, die ihn im Herbst lesen werden, dieses Gefühl mit mir teilen würden. Endlich las ich auch zwei Erzählungen eines Buches, das seit Monaten auf meinem Nachttisch liegt. Pünktlich um acht ging ich mit meinem Sohn auf den Balkon für den täglichen Applaus. Ich war beunruhigt, als ich die alte Frau auf dem Balkon gegenüber nicht sah, bis schließlich das Licht in ihrem Fenster anging und auch sie, in ihrem rosafarbenen Morgenrock, heraustrat. Auf der Straße spazierten zwei Alte in zwei Metern Abstand, sie unterhielten sich und standen ab und zu still. Und hinter ihnen, wiederum zwei Schritte zurück, hielt ein Hund, der einen Mann mit Atemschutzmaske führte. Ich machte mir nie etwas aus Hunden, aber jetzt hätte ich gerne einen Hund, den ich täglich ausführen könnte. Ich hingegen schenke mir ein Glas Wein ein, ich koche, unterhalte mich mit meinem Sohn. Ich lese keine Nachrichten. Ich hoffe, die Zeit hat eine andere Textur angenommen. Wenn alles vorbei ist, werden wir uns daran erinnern müssen.

Übersetzt von Roland Spahr.

 

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