Ein Brief von ...
02.04.2020
Alexander García Düttmann
Julia Franck
Michael Lemling
Regina Porter
Katja Riemann
03.04.2020
Catherine Farin
Kathrin Röggla
Ricardo Teperman
07.04.2020
Li Kangqin
Emilia von Senger
Sjón
10.04.2020
Bettina Böttinger
Thorsten Nagelschmidt
Thomas Stangl
14.04.2020
Hans Jürgen Balmes
Nancy Campbell
Violaine Huisman
Alice Oswald
Katerina Poladjan
17.04.2020
Lana Bastašić
Marion Brasch
Uwe Kolbe
Miku Sophie Kühmel
Thomas Perle
21.04.2020
Esther Becker
Joshua Groß
Tynan Kogane
Olga Martynova
Seid Serdarević
24.04.2020
Jan Beuerbach
Laetitia Colombani
Eugene Ostashevsky
Monika Maron
Simon Pare
28.04.2020
Nather Henafe Alali
Arianna Farinelli
María Fasce
Monika Rinck
Uda Strätling
01.05.2020
Nava Ebrahimi
Jenny Friedrich-Freksa
Jean Mattern
Marie Pohl
Maÿlis Vauterin
05.05.2020
Jan Faktor
Lisa Krusche
Rebecca Martin
Kerstin Preiwuß
Carmen Stephan
12.05.2020
Giulia Ichino
Thomas Lang
Tomasz Różycki
29.05.2020
Eva von Redecker
Julia Voss
Liebe Leser*innen im Homeoffice,
vor ein paar Tagen ging ein Brief viral, den F. Scott Fitzgerald geschrieben hat, als er in Südfrankreich festsaß und Angst vor der die Welt bedrohenden Spanischen Grippe hatte. Dieser Brief, so stellte sich kurz danach heraus, war eine Fälschung. Aber ein falscher Brief bleibt doch ein Brief, dachten wir. Er brachte uns auf die Idee, Verbündete, hier und in der Welt, zu bitten, ebenfalls einen Brief zu schreiben.
In einem Brief geht es ums Erzählen. Wir sind zusammen, wenn wir erzählen. Wir interessieren uns füreinander, wenn wir uns zuhören. Und das ist es, was uns im Moment zusammenhält. In Italien gehen die Menschen abends auf den Balkon und singen gemeinsam. Sie fühlen sich so weniger allein.
Wir haben Autor*innen, Buchhändler*innen, Lektor*innen, Übersetzer*innen, Agent*innen, Kolleg*innen und Freunde also, gebeten, sich jemanden zu suchen, dem sie schreiben wollen. Es durfte jemand aus dem Bekanntenkreis sein, aber auch jemand, den sie nicht kannten oder erfunden hatten: die Eltern, zu denen man nicht reisen kann, die Kassiererin im Supermarkt, bei der man täglich einkauft, der Freund, den man vermisst, eine Krankenschwester, die in der Nachbarschaft wohnt, oder der antike Philosoph, dem man eine Antwort auf alle Fragen zutraut. Wir baten sie zu erzählen, wie es ihnen geht und worüber sie nachdenken, was sie tun oder nicht tun können, wovor sie Angst haben und worauf sie sich freuen. Der Brief sollte beliebig lang oder kurz sein, und man soll gerne auch mehrfach schreiben. Möglich ist es natürlich auch, nicht nur den Adressaten zu erfinden, sondern auch den Absender, also sich selbst als fiktive Figur zu erfinden.
Warum wir das tun? Weil wir das mit der Gemeinschaft ernst meinen und nicht gut singen können (jedenfalls hier im Verlag, worauf wir nach der kleinen Beschwerde von Sharon Dodua Otoo hinweisen möchten).
Immer Dienstag und Freitag werden wir in den nächsten Wochen Briefe online stellen.
Viel Spaß beim Lesen.
Ihre Hundertvierzehn-Redaktion