Lesung und Gespräch

FBM - OPEN BOOKS: Lesung und Gespräch mit Roman Ehrlich und Thorsten Nagelschmidt

Roman Ehrlich und Thorsten Nagelschmidt im Gespräch mit Lektor Albert Henrichs über ihre neuen Romane "Videotime" und "Soledad".

  • Moderation: Albert Henrichs
  • Frankfurt
  • 18.10.2024
  • 18:00 Uhr

»Videotime«, so hieß die Videothek, in der Roman Ehrlichs Erzähler mit seinem Vater zahllose Filme auslieh, um sie zu Hause auf Leerkassetten zu überspielen. Es sind die neunziger Jahre in einer bayerischen Kleinstadt, deren scheinbar friedliche Ordnung vom Unheimlichen der Filme in ein anderes, fremdartiges Licht getaucht wird. Was zum Beispiel war damals mit den Vätern und Müttern los, die in Justizvollzugsanstalten oder Autohäusern arbeiteten und in ihrer Freizeit die eigenen Kinder auf dem Tennisplatz mit harten Drills trainierten oder hoffnungslos dem Zucker verfallen waren? Welche Rolle spielte man selbst dabei, wenn man jung war und die eigene Welt nur so zu wimmeln schien von Außerirdischen und Besessenen? »Videotime« ist eine Geschichte in auffallend schöner Sprache über die Gesichter und Leerstellen, die sich hinter unseren Masken und Selbstbildern verbergen. Ein beeindruckender, mit großer Souveränität erzählter Roman, der die Frage aufwirft, in welcher Zeit und Welt wir eigentlich leben – und in welcher Haut.

Soledad
März 2020, eine abgeschiedene Lodge in dem kolumbianischen Dschungeldorf Soledad. Die Hamburger Fotografin Alena will nach einer schmerzhaften Trennung nur ein paar Tage bleiben. Doch mehr und mehr verfällt sie dem mystischen Charme des Ortes und den Erzählungen Rainers, dem deutschen Betreiber der Lodge, dessen Lebensgeschichte mit Alenas ersten Eindrücken von diesem seltsamen und charismatischen Mann nur wenig zu tun hat: In seiner Kindheit immer für zu weich gehalten, rebelliert er in den sechziger Jahren gegen das spießige Nachkriegsdeutschland, arbeitet als Vertreter für Jeanswaren und landet nach einer Odyssee durch Lateinamerika in Kolumbien, wo er einem hochrangigen Drogendealer ein Stück Land abkauft, um aus dem Nichts seine Lodge zu errichten.
Wie in seinem hochgelobten Roman »Arbeit« erzählt Thorsten Nagelschmidt in »Soledad« mit beeindruckendem Einfühlungsvermögen und Witz von auf den ersten Blick sehr ungleichen Menschen, die sich in ihrem Wunsch nach Anerkennung und Zugehörigkeit näher sind, als sie anfangs dachten.

Im Rahmen von OPEN BOOKS.

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Veranstaltungsort

Frankfurter Kunstverein
Markt 44
60311 Frankfurt