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Walter H. Pehle und die »Schwarze Reihe«

»Die Schwarze Reihe hat – wie keine andere Buchreihe – dazu beigetragen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse und Analysen zur Geschichte der NS-Diktatur eine weite Verbreitung in der deutschen Öffentlichkeit gefunden haben« (Ulrich Herbert)
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SWR2-Podcast zu Raul Hilberg
(mit O-Tönen von Raul Hilberg und Walter H. Pehle)

Gesamtbibliographie | Das lieferbare Programm
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Weiterführender Link:
»Wissen Erinnern Fragen« - eine Initiative des S. Fischer Verlags

Das Bild zeigt Walter H. Pehle, der in einem dunklen Pullover mit offenem blauen Hemd in die Kamera schaut.
© Foto: Stefan Gelberg

Die sogenannte »Schwarze Reihe« hat sich seit 1977 der wissenschaftlichen und publizistischen Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus gewidmet. Von Walter H. Pehle konzipiert, aufgebaut und bis 2011 auch betreut, sollte die Reihe einer sachlich historischen Aufarbeitung dienen und dadurch dem Verdrängen und Vergessen entgegenwirken. Nachdem die Titel in den ersten zehn Jahren als Einzeltitel wahrgenommen worden waren, wurde 1988 auf Initiative der Verlegerin Monika Schoeller eine neue Rubrik im Gesamtverzeichnis eröffnet: Fortan lief die Reihe offiziell unter der Bezeichnung »Die Zeit des Nationalsozialismus«.

Walter H. Pehle, der bei Wolfgang Mommsen in Düsseldorf mit einer Studie über die NS- Machtübernahme am Niederrhein promoviert hatte und Mitte der 1970er Jahre als Lektor zu S. Fischer kam, konnte in der Konzeption der Reihe nicht nur an die Emigrationsgeschichte und Exilerfahrung des Verlags anknüpfen. Der »Schwarzen Reihe« gingen einige Publikationen voraus, die sich mit dem Thema des Nationalsozialismus beschäftigen und breit rezipiert worden waren. Dazu gehörten vor allem Inge Scholls »Die Weiße Rose«, »Das Tagebuch der Anne Frank« und Walter Hofers Rundfunkdokumentation »Der Nationalsozialismus«. Pehle identifizierte weitere Titel in der Backlist des Verlags, die zu Unrecht untergegangen waren. Als erster Band der neuen Reihe wurde das »Nürnberger Tagebuch« des amerikanischen Gerichtspsychologen Gustave M. Gilbert neu aufgelegt. Weitere Neuausgaben sowie über Lizenzen erworbene Taschenbücher bildeten den Beginn der »Schwarzen Reihe«, die daraufhin zunehmend durch neue Projekte ergänzt wurde. Der Anteil dieser Originalausgaben erhöhte sich kontinuierlich. Inzwischen umfasst die Reihe Erlebnisberichte, Memoiren, wissenschaftliche Monographien, Dokumentationen und Sammelbände.

 

»die weltweit größte Buchreihe zum Thema Nationalsozialismus«
(Raul Hilberg)

»Die Schwarze Reihe mit ihren Zeitzeugnissen, Dokumentationen und Analysen ist ein unumgänglicher Bestandteil der Literatur über den Nationalsozialismus – ein Triumph der Aufklärung«
(Raul Hilberg)

»Die Schwarze Reihe (…) wirkt als mächtiger Sperriegel gegen das Vergessen und Verdrängen«
(Volker Ullrich)

 

Ihren inoffiziellen Namen verdankt sie der von Jan Buchholz entwickelten schwarzen Umschlaggestaltung, die zum Markenzeichen der Bände wurde. Die Umschläge setzen sich aus drei Komponenten zusammen: der schwarzen Fondfarbe, die für Trauer steht, dem Dokumentarfoto, das die Quellennähe der Bände anzeigt und der einfachen Typologie, die Sachlichkeit symbolisiert. 

Die Sachlichkeit war ein grundlegender Maßstab für die Auswahl der Titel und fungierte als Bauprinzip der Reihe, deren Anliegen es war, wissenschaftliche Erkenntnisse für ein breites Publikum aufzubereiten. Die Titel sollten den Fortschritt der Forschung spiegeln, Neues zur Darstellung der Zeit des Nationalsozialismus liefern und quellennah arbeiten, dabei aber gleichzeitig in einer gut lesbaren Form verfasst sein. In den Hochzeiten konnten in einem Jahr 10 bis 15 Buchprojekte realisiert werden, die Pehle aus rund 500 Einsendungen auswählte. Besonderen Wert legte er dabei auf die brückenartige Verknüpfung der bereits vorhandenen und neu dazukommenden Themen. Themenkerne konnten so erweitert und zu immer breiteren und differenzierteren Themenfeldern entwickelt werden. Zu den abgedeckten Themen gehören zum Beispiel die Vorgeschichte der NS-Zeit, Antisemitismus, Rechtsprechung, Militärwissenschaft, Holocaust, Widerstand, Flucht und Exil, die Nachkriegszeit sowie die Nachwirkungen des Nationalsozialismus in der Gegenwart. Als Subreihe erschienen seit 1991 die »Lebensbilder«, die von Wolfgang Benz herausgegeben wurden. Sie ergänzten das Programm der Schwarzen Reihe um Erinnerungen und Zeugnisse von jüdischen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, um Berichte von Überlebenden des Holocaust. 

Die Entwicklung und Etablierung der Reihe wurde durch verschiedene Ereignisse in den 1980er und 1990er Jahren begünstigt. Dazu gehörten zum Beispiel der 1979 ausgestrahlte Fernsehfilm »Holocaust«, Claude Lanzmanns Dokumentarfilm »Shoa« von 1985 oder der »Historikerstreit«, eine vor allem in den Jahren 1986/87 geführte Debatte u.a. um die Frage der geschichtlichen Singularität der Verbrechen. Insgesamt sind in der Schwarzen Reihe rund 230 Titel erschienen. Viele von ihnen, wie Raul Hilbergs »Die Vernichtung der europäischen Juden« oder Ernst Klees »›Euthanasie‹ im Dritten Reich« sind inzwischen zu Standardwerken geworden. Die »Schwarze Reihe« hat mit ihren Titeln so zu einer selbstkritischen Untersuchung der Geschichte und der Wirkung des Nationalsozialismus beigetragen und »als mächtiger Sperriegel gegen das Vergessen und Verdrängen« gewirkt.

 

»Die Schwarze Reihe ist eine Errungenschaft sondergleichen. Sie stellt die besten wissenschaftlichen Beiträge einem allgemeinen, interessierten Publikum zur Verfügung und erreicht dadurch eine begrüßenswerte Verbreitung des Wissens über die Zeit des nationalsozialistischen Verbrecherregimes.« 
(Yehuda Bauer, Yad Vashem, Jerusalem)

»Für jeden, der sich für die Geschichte des Nationalsozialismus interessiert, ist die berühmte ›Schwarze Reihe‹ einfach unentbehrlich. Sie enthält regelmäßig das Beste, was es an neuen Forschungen und Interpretationen zur NS-Zeit gibt.«
(Ian Kershaw)

»Diese Reihe (…) belebt immer wieder die zeitgeschichtliche Diskussion.«
(Hans Mommsen)

 

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