
Lesung und Gespräch mit Kathrin Röggla und Wolfgang Kaleck
Kathrin Röggla präsentiert "Nichts sagen. Nichts hören. Nichts sehen."
- Köln
- 28.04.2025
- 17:30 Uhr
- Kostenpflichtig
Beim »Reichsbürger«-Prozess in Frankfurt sitzen die Verfassungsfeinde längst überall im Publikum. An die Wände von Universitäten werden mitten in Deutschland antisemitische Parolen gesprayt. Und über den Klimawandel wird erstaunlich leise gesprochen. Alles ist hyperpolitisch, auch die Kunst. Aber hören wir überhaupt noch zu? Sehen wir die entscheidenden Dinge?
Kathrin Röggla schaut hin, hört zu, befragt die Wörter und riskiert ihre Sätze, um zu neuen Erzählformen zu finden. Über Nichts sagen. Nichts hören. Nichts sehen. (S. Fischer) spricht sie im Literaturhaus mit Menschenrechtsanwalt Wolfgang Kaleck. Moderation: Ulrich Noller.
"Es heißt, man kann etwas nicht hören, weil es zu leise ist, aber genau das Gegenteil lässt sich auch behaupten. Ist etwas zu laut, verlieren sich die Semantiken. Worte werden ununterscheidbar, wer schreit, hat auch aus diesem Grund bereits unrecht, hieß es früher, heute bin ich mir da nicht mehr so sicher. Man könnte die Menschheitsgeschichte als eine Geschichte des Lärms beschreiben."
Einer hält sich den Mund zu, einer die Ohren und einer die Augen. Ausgangspunkt der Überlegungen Kathrin Rögglas sind die drei alten japanischen Affen, die angeblich einen Gedanken von Konfuzius ausdrücken: Nichts Böses sagen, nichts Böses hören, nichts Böses sehen. Von den drei Affen interessiert Kathrin Röggla der am meisten, der sich die Ohren zuhält. Im Gegensatz zum Sehen existiert noch keine ausgereifte wissenschaftliche Reflexion über das Hören. Kathrin Röggla hört in der Gegenwart ein Grundrauschen, einen Lärmkrieg, durch den die gewissenhafte Sprache und demokratische Grundregeln übertönt werden. Auf der einen Seite werden alle sprachlichen und sozialen Regeln des politischen Diskurses über Bord geworfen, auf der anderen Seite wird penibel abgefragt, wer etwas äußern darf und wer nicht. All das erzeugt Lärm, der die unliebsamen Dinge übertönt, an die man selbst und die Gesellschaft nicht gerne denkt. In Form einer essayistisch-literarischen Betrachtung der gegenwärtigen Diskurse gelingt es ihr, den auf uns einwirkenden Komplexitäten beizukommen.
Mit wachem Blick, offenen Ohren und prüfender Sprache durchkämmt Kathrin Röggla die Dinge, die uns die Sicht versperren, und lauscht dem Lärm unserer Zeit.
Mit freundlicher Unterstützung der Kunststiftung NRW und der Victor Rolff Stiftung
Veranstaltungsort
Literaturhaus Köln e.V.
Großer Griechenmarkt 39
50676 Köln
- Veranstalter Literaturhaus Köln e.V.
- Preise Eintritt: Kostenpflichtig