Mit großer Trauer haben wir erfahren, dass Ismail Kadare am 01. Juli in Tirana, Albanien verstorben ist. Er wurde 88 Jahre alt.
Von seiner Wohnung in Paris konnte Ismail Kadare auf den Parc du Luxembourg schauen, wo Proust, Rilke, Joseph Roth und Ernst Jünger flaniert hatten. Auch hier im Zentrum der europäischen Literatur spürte er das Grollen Albaniens mit seiner Diktatur, dem Verrat und der Angst, die ihn vertrieben hatten - wie die vielen Menschen, die an seine Tür klopften.
Es war, als hätte sich das ganze letzte Jahrhundert, in dem sich Kunst und Macht zerfleischten, in seinem Leben konzentriert. Sein Werk mit großen historischen Entwürfen über die osmanische Vergangenheit als archaische Spiegel der Gegenwart, mit Büchern, in denen er die eigene Biographie gegen die des aus dem gleichen Bergdorf stammenden Diktator stellt, haben Albanien auf der Landkarte der Weltliteratur einen festen Platz gesichert. Er ist zum Klassiker geworden.
Nun ist Ismail Kadare in Tirana im Alter von 88 Jahren gestorben. In seinem letzten Buch, das demnächst in der hervorragenden Übersetzung von Joachim Röhm bei S. Fischer erscheint, findet er sein Lebensthema in einem nur dreiminütigen Telefonat wieder: Akribisch wie ein Detektiv untersucht er den legendären Anruf Stalins bei Pasternak, der den Dichter Mandelstam hätte retten können. Bis zuletzt ging es in Kadares Büchern um Leben und Tod.
Aktuelles